12.11.2025

Wie Familien ihre NS-Vergangenheit aufarbeiten – ein Sammelband über private Recherchen

Die Baumgart-Stiftung für Zeitgeschichte unterstützt die Publikation „Present Past. Wie Nachfahren ihre NS-Familiengeschichte erforschen“, herausgegeben von Dr. Johannes Spohr unter Mitarbeit von Claudia Krieg mit einem Druckkostenzuschuss.

Present Past Homepage

Das Buch stellt zehn sehr unterschiedliche Beiträge von Menschen vor, die sich auf die Suche nach Spuren der Beteiligung ihrer Familien am Nationalsozialismus gemacht haben. Sie berichten von Archivrecherchen, persönlichen Herausforderungen und familiären Auseinandersetzungen – aber auch von der produktiven Kraft, die im Wissen über die eigene Vergangenheit liegt. Die Beiträge verdeutlichen, dass die Aufarbeitung der NS-Geschichte in Familien nicht abgeschlossen ist. Sie eröffnen neue Perspektiven auf Verantwortung, historische Bildung und gesellschaftliche Selbstverortung in der Gegenwart.

 

Unter den Autorinnen und Autoren ist auch Tilman Taube, Mitglied des Stiftungsrats der Baumgart-Stiftung. In seinem Beitrag „Opa ein KZ-Arzt – Meine Erfahrungen mit der Erforschung“ setzt er sich mit der Rolle seines Großvaters auseinander, der unter anderem SS-Standortarzt des Konzentrationslagers Sachsenhausen war. „Dieses Buchprojekt gab mir die Gelegenheit, Details über die Forschung nach meinem Großvater zu berichten, die bisher noch keine Erwähnung gefunden hatten“, sagt er. „Überhaupt konnte ich zu dem Buch das Fallbeispiel der Erforschung eines KZ-Täters beisteuern. Ich hoffe, meine Tipps können andere ermutigen, auch mal tiefer in der Familiengeschichte zu graben.“ Tilmans Aufsatz verbindet persönliche Reflexion mit präziser historischer Analyse und zeigt beispielhaft, wie individuelle Forschung zu einer bewussten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit werden kann.

 

Mit „Present Past“ legen Dr. Johannes Spohr und Claudia Krieg ein Buch vor, das Mut macht, sich den eigenen familiären Geschichten zu stellen. Es bietet Einblicke in Formen privater Forschung und zeigt, wie Nachkommen heute Verantwortung für Geschichte übernehmen können.

 

Das Buch erscheint im November 2025 im Metropol Verlag.